Nora, 31, Strassenwärterin

Die Erfolgsgeschichte von Nora zeigt, wie Vertrauenspersonen das Coming-out von trans Menschen am Arbeitsplatz unterstützen können und ihnen damit ein Leben nach ihren Wünschen ermöglichen, ohne sich dabei verstecken zu müssen.

Ihr Coming-out hat Nora, die seit 2014 als Strassenwärterin bei einem Schweizer Strasseninspektorat arbeitet und für Reinigung, Unterhalt und Schadensmeldungen zuständig ist, im Jahre 2017. Ihren Beruf mag sie sehr und beschreibt ihn als spannend, abwechslungsreich und nicht gerade alltäglich. Damals vertraut sie einem Arbeitskollegen an, dass sie trans ist. In der Folge motiviert er sie anschliessend dazu, ihren gemeinsamen Vorgesetzten zu informieren, und nach weiteren drei bis vier Monaten vereinbart sie einen Termin mit ihm. Nora hätte zu diesem Zeitpunkt sogar riskiert den Job zu verlieren, so dringend empfindet sie ihr Bedürfnis nach einem Coming-out. Ihr Vorgesetzter ist zunächst etwas irritiert, findet seine Fassung aber schnell wieder und sichert ihr seine volle Unterstützung zu. Nora ist überglücklich: «Ich bin über den Erfolg erstaunt und darüber, wie offen über das Thema gesprochen wird. Nie hätte ich gedacht, dass es so verlaufen wird.» Den schönsten Moment ihres Coming-out erlebt Nora während der Weihnachtsfeier, an der sie sich erstmal als Frau zeigt und mit offenen Armen aufgenommen wird. Die grösste Herausforderung besteht für Nora allerdings in der Akzeptanz durch die Bevölkerung und weniger in der Situation am Arbeitsplatz. Im Gegenteil, sie ist ihrem Vorgesetzten dankbar, dass er keine Diskriminierungen toleriert und diesbezüglich absolute Nulltoleranz einfordert. Die Schwierigkeit für die Belegschaft besteht anfänglich darin, dass sie nicht wissen, wie sie Nora ansprechen sollen. Das ist mittlerweile kein Problem mehr und auch die Arbeitsmotivation von Nora steigt: «Ich bin viel offener, kann so sein wie ich bin und muss mich nicht verstellen.»

Nora ist mit ihrem Arbeitsplatz mehr als zufrieden und möchte sich deshalb beruflich auch nicht verändern. Mit ihrer Erfolgsgeschichte möchte sie andere trans Menschen ermutigen, auch den Schritt zu wagen und sich eine Vertrauensperson zu suchen, die sie beim Coming-out unterstützt. Denn was bis vor kurzem noch unmöglich schien, ist heute selbstverständlich. Nora trägt heute die Kleider, die sie möchte, entfernt ihren Nagellack nicht mehr vor Arbeitsbeginn und schminkt sich ganz selbstverständlich. Auch andere trans Menschen sollen sich nicht verstecken und keine Angst davor haben, abgeschoben oder verdrängt zu werden: «Verstecken ist keine Lösung und es vergeht wertvolle Zeit, in der man glücklich sein könnte.»

Nora lässt uns gerne an ihrer Erfolgsgeschichte teilhaben und ist froh, dass es das Projekt trans welcome gibt: «Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Firmen öffentlich zu trans bekennen, da die Arbeitslosigkeit unter trans Menschen nach wie vor ein grosses Thema ist.»

(Die Bilder dieser Story wurden freundlicherweise von Lucia Hunziker erstellt.)