Eleanor, 42, Engineering Manager

Eleanors Coming-out Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Für sie als Mensch – aber auch für die trans Community – ist es eine Geschichte von Empowerment und Positivität.

Sie hatte ihr Coming-out als trans Frau mit Ende 30. Auf einem tieferen Level beschreibt Eleanor ihre Geschlechtsidentität komplexer – als genderqueer. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie in einer Führungsposition, direkt unter dem CEO eines mittelständigen Unternehmens. Sie bereitete ihr Coming-out gut vor, informierte zuerst ihren direkten Vorgesetzten und dann die Mitarbeitenden und Teammitglieder. Ihr CEO zeigte sich zunächst unterstützend und er machte ihr klar, dass er ihr Vorgehen mitträgt. «Direkt nach meiner Transition wurde ich jedoch vom zweitwichtigsten Menschen des Unternehmens zu einer Person, die nicht mehr ernst genommen wurde, was ich einfach akzeptieren musste.» Anstatt sich zu ärgern oder den Mut zu verlieren, nahm Eleanor diesen Wendepunkt in der Geschichte ihres Coming-outs zum Anlass, beruflich einen Neustart zu wagen: «Okay, ich hatte mein Coming-out, aber es gibt Sachen, die werden nicht funktionieren, also werde ich kündigen.» Sie hatte sich gut vorbereitet und genügend Geld gespart. Sie machte ihren Selbstwert nicht an der Akzeptanz anderer oder an ihrer Arbeit fest und hatte sich bereits im Vorfeld einige Gedanken gemacht, was sie im Leben beruflich noch interessieren würde. Sie begann ein neues Studium und nahm einen Job an, der es ihr erlaubte, ihre Energie voll ins Lernen zu investieren.

Heute, vier Jahre später, arbeitet sie bei einem grossen internationalen Unternehmen und blickt mit derselben positiven Einstellung auf ihre Coming-out-Geschichte zurück, die sie schon während der Transition getragen hat: «Für mich war das Ganze auf der persönlichen Ebene eine sehr positive Erfahrung.» Als besonders erwähnenswert nennt sie die Tatsache, sich nicht mehr verstecken zu müssen. «Heute kann ich ich selbst sein. Wenn du nicht du selbst sein kannst, ist alles im Leben schwer. Heute bin ich authentisch.» Anderen trans Menschen, die ein Coming-out am Arbeitsplatz planen, möchte Eleanor Mut zusprechen: «Deine persönliche Geschichte ist mehr als nur dieser eine Job. Menschen wechseln ihre Stelle, aber du bleibst du selbst. Plane mögliche Veränderungen ein und du wirst merken, wie empowernd es ist, wenn du dein Leben in die eigenen Hände nimmst.» Ihr ist es wichtig zu betonen, dass wir mit unserer eigenen positiven Einstellung sehr viel zu einem gelungenen Coming-out beitragen können. Klar ist ihr jedoch auch, dass eine solche positive Einstellung bis zu einem gewissen Grad mit Privilegien zu tun hat (e.g. Ausbildung, Erspartes, Netzwerk, konventioneller Lebenslauf, besondere Expertise im beruflichen Bereich etc.).

Zuletzt meint Eleanor: «Trans Menschen bringen etwas sehr Wertvolles und Schönes an einen Arbeitsplatz. Alle trans Menschen sollten das im Kopf behalten.»