Sascha, 27, Schichtleitung in einer Bar

«Das Schönste aber war, als ich den angepassten Arbeitsvertrag bekommen habe.»

Warum es sich lohnt, im Bewerbungsprozess von Anfang an mit offenen Karten zu spielen, zeigt die Erfolgsgeschichte von Sascha.

Das Coming-out am Arbeitsplatz fand für Sascha bereits vor der Anstellung statt, denn im Bewerbungsschreiben outete sich Sascha als non-binär und gab weiter an, dass keine Pronomen verwendet werden sollen. Sascha schickte für weitere Selbstbildung im Vorfeld einen von vier in der Onlinezeitung «Republik» verfassten Artikel mit. «Dann muss ich mich nicht erklären». 

Das Bewerbungsgespräch verlief erfolgreich und obgleich die Leitung bei der Probeschicht zunächst dachte, dass Sascha inter sei, waren alle Mitarbeiter_innen bereits vorinformiert. «Sie haben weder Workshops gemacht, noch trans oder queere Menschen im Team. Sie haben das selbst hinbekommen und das war sehr beeindruckend», erinnert sich Sascha.

Das Schönste am Coming-out war, als Sascha den Arbeitsvertrag in den Händen hielt. Nachdem darin zunächst überall die weibliche Form stand, hat sich das Unternehmen entschuldigt und sämtliche Arbeitsverträge, E-Mails und WhatsApp-Chats mit einem Genderstern ergänzt. Um zu zeigen, dass non-binäre und inter Menschen nicht mehr ausgeschlossen werden, wurden die Toiletten besser beschriftet. Sie waren theoretisch bereits vorher Unisextoiletten, waren aber binär deklariert.

Die grösste Herausforderung bestand für Sascha darin, sich in dem E-Mail zu outen. «Ich hatte schon ein wenig Angst und dachte, es ist wie Poker spielen». Ein Strahlen huscht über das Gesicht, als Sascha darauf hinweist, dass gerade jetzt, da wir das Interview führen, eine weitere trans Person zur Probe arbeitet. Sascha hatte auch schon gegensätzliche Erfahrungen an einem anderen Ort gemacht, an dem Sascha sich schminken und weiblich präsentieren musste. Obwohl der Lohn dort besser war, kündigte Sascha, weil es zu erdrückend war.

Ein weiterer schöner Moment war, als die gastronomische Leiterin Sascha von ihrem Vater erzählte, der selber mit Geschlecht und Geschlechterrollen experimentierte. Diese Offenheit hat mit dazu beigetragen, dass Sascha sich am jetzigen Arbeitsplatz so wohl fühlt. Auch die Zusammenarbeit im Team funktioniert gut, auch wenn zu Stosszeiten mal ein weibliches Pronomen rausrutscht.

Ausdrücklich empfiehlt Sascha anderen trans Personen dieses Unternehmen für eine Beschäftigung im Sinne eines Safe Space. Weiter möchte Sascha ihnen mitgeben, dass Sascha nur einen Satz in der Bewerbung schrieb: «Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich trans bin, mich als non-binär identifiziere und deshalb mit Pronomen ohne geschlechtliche Bestimmung angesprochen werde».